Küchenfensterblick
Montag, 29. Januar 2007
Dieser Tag im Sommer
Die Tore der Hölle öffneten sich. Der Schmerz kam ungefiltert und mächtig. Eiskalt und von diabolischer Reinheit. Es war, als würde ein über Jahre dichter gewordener, gütiger Schleier der Verdrängung mit einer einzigen kraftvoll fließenden Bewegung fortgerissen.
Sie stand allein im Licht ihrer neu gewonnenen (und doch längst erahnten) Erkenntnis.
Gern hätte sie das Bewusstsein verloren - sie verlor den Verstand so wie sie den einzigen Menschen verlor, dem sie je getraut hatte.

Als ich sie einige Tage später zufällig traf, war sie nur ein Schatten ihrer selbst. Nichts hatte sie auf die Einsamkeit vorbereitet und es war, als krümmte sich ihre Seele zu einem kleinen, harten Ball tief in ihrem Innersten zusammen. Ganz so wie damals als Kind, wenn ihr Stiefvater kam und ihre Mutter aus der Wohnung ging.

27 Jahre Ehe, neun Jahre Betrug und noch ein halbes Leben vor sich, um damit fertig zu werden.
Was die Psychiatrie nach einigen Wochen ausspuckte war die Illusion einer starken Frau, die sich erst Jahre später wieder mit Leben füllen sollte.

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