Küchenfensterblick
Montag, 21. Mai 2007
Ist das Fenster kaputt prallt der Blick nicht zurück
Ach, blöde Überschrift. Eigentlich sollten jetzt auch ein paar Zeilen zu Bamberg und einigen Eindrücken von dort kommen. Aber zurück in Hamburg verlief der Abend anders als geplant. Irgend so ein Vollarsch, der mit seiner Agression genauso wenig anzufangen weiß wie mit dem Rest seines Lebens hatte nicht besseres zu tun als das Beifahrerfenster unserer Familienkutsche kaputt zu machen. Alles voller Scherben. Viel Arbeit und Zeitaufwand.
Es ist nicht so, dass mir dieses Auto etwas bedeuten würde. Es war auch nichts wertvolles drin. Nicht mal meine iPod-Halterung scheint es wert zu sein, mitgenommen zu werden. Nicht mal die Waschstrassenmünze war weg.
Wenn es wenigsten ordentlich demoliert worden wäre. Kaputt gefahren ohne Personenschaden aber dafür hinüber. Aber so? Vandalismus ist einfach unglaublich doof.
Andererseits habe ich mich selbst erwischt, wie ich heute aus Frust am liebsten ein Glas vor die Wand gedonnert hätte.
Für dieses Glas aber habe ich selbst bezahlt.
Jetzt muss ich für eine blöde Autofensterscheibe zahlen (oder übernimmt das die Versicherung?). So oder so muss ich mich um etwas kümmern, das ich mir nicht selbst auf meine ohnehin volle Liste gesetzt habe. Und darum ist es nicht Vandalismus sondern Freiheitsberaubung und das macht mich so wütend.

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Sonntag, 18. März 2007
Messeeindruck und der neue Mann
Für mich persönlich und ganz ab vom technischen Firlefanz war das beherrschende Thema der Cebit ja, wie dreist sich Männer jeden Alters in schlecht sitzenden Anzügen unverhohlen an Frauen auf der Messe heranmachen. Sei es der plumpe Grabscher älteren Semesters, der die Junge Hostess auf ihre Knackigkeit hin prüfen will oder der High-Potential mit zuviel Adrinalin und anderen Stoffen der vergangenen Nacht im Blut, der mit seinen vermeindlich schlagfertigen Sprüchen an meiner Kollegin abprallte. Das kann amüsant sein, wenn man als stiller Beobachter zusieht, wie so ein Testosteronhengst zum Wallach gemacht wird.
Ich habe dann gegen Ende die Theorie aufgestellt, dass die viele Technik die Männer ganz wuschig macht und diese Anmachattacken hilflose Übersprungshandlungen sind, weil sie ja an die vielen Blackberrys, PDAs und Flachbildglotzen selbst mit dem "Vertriebler des Jahres"-Bonus nicht rankommen, ohne das die Ehefrau daheim ihren Teil abhaben will.
Wahrscheinlich aber sind die meisten von uns einfach so simpel gestrickt.
Da freue ich mich doch lieber weiter im Stillen über die vielen unterstützenden Artikel die in den vergangenen Wochen so durch die Presse gegeistert sind. Ganz besonders gefallen hat mir der aus dem SZ Magazin von Freitag. The new man is the new man.

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Freitag, 16. Februar 2007
Dirt Picture Bahrenfeld
Bei Rebellen ohne Markt gibt es die wunderbar schaurige Rubrik „Dirt Picture Contest“. Was nicht mehr gebraucht wird kommt raus auf die Strasse. Gestern Abend überkam mich dann das Bedürfnis, angelehnt an diese Dokumentation zivilisatorischer Wohlstandsverwahrlosung, ebenfalls zur Kamera zu greifen.

Hier hatte sich wohl jemand überlegt, das Warten auf die nächste S-Bahn in Bahrenfeld bequemer zu gestalten. Oder zieht da wer mit dem ÖPNV um?

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Donnerstag, 15. Februar 2007
Familienmodelle
Die FTD hat in ihrer heutigen Ausgabe mehrere Artikel und Kommentare rund um das Thema Kinderbetreuung und Familienmodelle im Blatt. Nahezu unterschreiben konnte ich den Kommentar Die bessere Hälfte.
Es ist auch meiner Meinung nach an der Zeit, dass die Unternehmen umdenken. Dass die Gesellschaft umdenkt. Der allzeit verfügbare, Vollzeit arbeitende Mitarbeiter - ganz gleich auf welcher beruflichen Ebene - geht an der Realität (auch der gut ausgebildeter) 28 - 40 jähriger Frauen (und hoffentlich auch immer mehr Männern) vorbei, die neben einer Karriere auch eine Familie haben wollen.
Was in den allermeisten Diskussionen aber zu kurz kommt ist der Mittelweg zwischen den beiden Polen Beruf und Familie. Müssen wir immer in einem völlig aufgehen?
Da wird einerseits gefordert, dass es mehr Ganztagsbetreuung für unter 3jährige geben müsse, dass Frauen der Wiedereinstieg in den Job erleichtert werden müsse etc. Dann aber bitte in Vollzeit, man hat als Unternehmen ja nichts zu verschenken.
Auf der anderen Seite ist die CDU in weiten Teilen immer noch in einem traditionellen Familienbild gefangen, dass an den Realitäten vieler Frauen (mindestens den Hochqualifizierten) vorbei geht, denn wer nach der Geburt drei Jahre komplett zuhause bleibt wird es verdammt schwer haben, beruflich weiter zu kommen. Jedenfalls erst recht, wenn er (besser sie) dann Teilzeit arbeiten will.

Es scheint mir manchmal so zu sein, dass die Digitalisierung so vieler Lebensbereiche dazu führt, dass Menschen (und nichts anderes steckt hinter Unternehmen) nur noch in 1 und 0 denken. Ich merke das auch in vielen privaten Diskussionen – ganz gleich ob mit Kinderlosen oder Eltern. Die Angst beruflich etwas aufgeben zu müssen steckt tief. Da wirken sicherlich auch die 80er Jahre und viele der damals populären Werte und Vorstellungen nach, die meine Generation nun mal stark geprägt haben. Wenn ein Kind aber erstmal da ist, dann fällt es ebenfalls schwer Zeit mit diesem Kind aufzugeben. Schließlich will man ja auch aktiv erziehen und diese Aufgabe nicht wegdelegieren. (Denn wenn beide Elternteile 50 Stunden Wochen schieben und die Nanny aufs Kind aufpasst, kommt auch bei mir das Gefühl hoch, das „Kind“ noch im Lebenslauf fehlte.)

Es ist schon spannend zu sehen, wie die Familienministerin sich grade in ihrer Partei unbeliebt macht. Ich tue mich schwer damit, Frau von der Leyen gut zu finden. Aber ich ärgere mich wahnsinnig über die Artikel in der Süddeutschen SZ Ueberschriftenwechsel
und wie da in der Online-Überschrift zunächst die Frage des Interviewers verwendet wurde. Manipulation wie ich es gerade von der SZ nicht erwarte. Wurde dann aber geändert.
Auch der Stern hat auf der letzten Ausgabe ein Interview mit ihr total dämlich angekündigt. Vielleicht auch, weil sie zu schnell und zu wendig ist, um sich in die Ecke drängen zu lassen, die medial von einer CDU Familienministerin erwartet wird.
Dass Kitas Ländersache sind, hätte sie aber ruhig früher berücksichtigen sollen…

Egal, worum es mir geht ist die mangelnde Öffentlichkeit für alternative Arbeitsmodelle in Festanstellung. Jobsharing, Home Office Lösungen (die nebenbei bemerkt mit zwei lärmenden Kindern um einen herum nicht immer praktikabel sind) sind bislang seltenst gelebte Worthülsen. Deckmäntelchen der Politik und einiger weniger Unternehmen.

Was mir fehlt ist das gesellschaftliche Bewusstsein für die Lage in der viele junge Familien gerade stecken. Was da für ein Druck aufgebaut wurde durch eine quartalszahlengetriebene, shareholdervalue orientierte Wirtschaft, die die Gesellschaft durch Aktienoptionen und private Portfoliooptimierung einfach mit ins Boot geholt hat.
Wenn die in der aktuellen Brand 1 thematisierten Wikinomics wirklich kommen, wenn Wirtschaft und Unternehmen transparenter werden, wird dann der Mitarbeiter als soziales Wesen wieder wichtiger?

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Samstag, 13. Januar 2007
Die Unverschämtheit
- Das Unverschämte dabei ist ja, dass die das ein Gehalt nennen. Dass die der Meinung sind, dass man nach sechs Jahren in diesem Job immer noch weniger verdienen sollte, als so ein dahergelaufener BWLer in seiner ersten Traineesimulation.
Wofür habe ich den all die Qualifikationen und ein verdammt gutes Hochschuldiplom in Germanistik und KoWi wenn ich am Ende nach sechs Jahren und zwei Kindern wie der letzte Idiot da stehe?"

Darauf wusste er nun wirklich nichts mehr zu sagen. Beschissenen Zeiten....

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Donnerstag, 14. Dezember 2006
An der Ecke
Jeden Morgen steht er an der Ecke vor dem Reisebüro. Hager, grau und wartend. Seit Monaten - jeden Morgen. Manchmal, wenn ich abends an der Stelle vorbeikomme steht er noch immer dort. Ich habe ihn nie sitzen gesehen. Dabei müsste er nur die Straße überqueren und könnte sich eine der beiden Bänke aussuchen.
Seine Schuhe lösen sich auf. Seine Hose hat Löcher, die Jacke hat er in Fetzen um die Brust gebunden. Er wartet schweigend. Nimmt nichts um sich herum wahr (oder alles, wer weiß). Er raucht nicht, er trinkt nicht. Er steht und wartet.
Mehrfach habe ich gesehen, wie im Leute etwas angeboten haben. Einen Pullover für ihn sichtbar platzierten, eine Hose. Es scherte ihn nicht.
Einige sagen, er hätte früher in diesem Haus gewohnt. Manche meinen sich an ein Unglück erinnern zu können.
Es wird wieder kälter. Der zweite Winter seit ich ihn wahrnehme. Was er auch verloren hat, worauf auch immer er wartet. Ich hoffe es kommt schnell und leise.

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Montag, 4. Dezember 2006
Zu dumm...
... das ich wie ausgerechnet immer, als alles klar war nichts zum fotorafieren bei mir hatte.
Männer in Umkleidekabinen sind immer eine gewisse Schau. Verstohlene, teils unverholene Blicke. Viel Deo, seltsame Unterwäsche. Aber als dann heute neben mir ein Typ noch vor dem Anziehen mit noch feuchter Haut als erstes seinen Blackberry aus dem Schrank holte, um seine E-Mails nicht nur zu checken, sondern auch in unbekleidetem Zustand zu beantworten, da fragte ich mich dann doch, wo ich gelandet bin.
Früher oder später werde ich auch so ein Ding haben. Weil es der Zeitgeist erfordert, weil es in meinem Job und vorallem in Teilzeit sinnvoll sein kann. Aber wenn mich jemand mit dem Ding nackt in einer Fitnessstudio-Umkleide sieht, dann trete er mir doch bitte ordentlich in die Eier.

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Montag, 27. November 2006
Wer hier...
erotische Geschichten sucht, der hat ab und an vielleicht sogar Glück - das liegt dann im Auge des Betrachters.

Aber ganz bestimmt gibt es hier keine mit kleinen Kindern!

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Donnerstag, 9. November 2006
Eine Art von Karriere
Es war schon schön, weißt Du. Aufregend irgendwie. Ich meine, er ist ja nicht irgendwer. Also nicht nur, dass er mein Chef ist. Er steht ja auch in der Öffentlichkeit. Interviews und so. Da bin ich ja auch dran beteiligt. Also gibt es da auch eine Verbindung zwischen uns.
Aber in dem Moment, also an dem Abend, da war das egal. Da gab es nur uns zwei.
Dabei hatte es gar nicht so gut angefangen. Ich war ja zwei Wochen auf mich selbst gestellt, weil mein Vorgesetzter im Urlaub war. Plötzlich war ich dann mit all den Anfragen allein. Klar, eigentlich gab es noch die Agentur, aber die haben auch immer nur Fragen gehabt. Jedenfalls ging irgendwie alles schief. Blöde Interviews, irgendwo plauderte jemand Betriebsgeheimnisse aus und keiner wollte an unserer pressereise teilnehmen. Am Freitagabend dann stand er plötzlich bei mir im Büro. Es war schon nach Neun und die anderen waren kurz vorher schon gegangen und hatten mich allein gelassen. Als er dann so vor mir stand und anfing zu fragen und zu schimpfen, da brach ich in Tränen aus.
Erst wurde er noch lauter aber dann stand er plötzlich direkt vor mir. Ich war total aufgelöst, aber in dem Moment schlug die Stimmung um. Plötzlich spürte ich seine Hand in meinem Haar und er kam ganz nah an mich heran und ich legte meine Strin auf seine Hüfte. Ich saß noch auf meinem Stuhl. Ich hatte ja garnicht die Kraft gehabt aufzustehen als er reinkam.
Jedenfalls spürte ich dann seine Kraft und seine Stärke. So etwas väterliches, tröstendes. Verstehst Du? Er hatte dann auch aufgehört zu schimpfen und strich stattdessen mein Haar zurück. Es war wie eine stille Übereinkunft. Ich wußte, wie ich alles wieder gutmachen konnte und ich tat es. Eigentlich stehe ich garnicht so darauf, aber in diesem Moment, in dieser Umgebung, da schien es mir genau das richtige zu sein.
Schade finde ich schon, dass er auf meine SMS am Wochenende nicht geantwortet hat. Und als ich ihn dann anpingen wollte, da hat er plötzlich sein Messengerfenster geschlossen. Dabei war er kurz vorher noch online gewesen.
Ich meine, klar, er muss das auch erstmal verarbeiten. Er hat ja schließlich Familie und wie gesagt, er steht ja auch in der Öffentlichkeit.

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Mittwoch, 25. Oktober 2006
Zivilcourage
Er lehnte sich an die Plakatwand. Seltsam, dachte er, so ein Schlag ins Gesicht. Er hatte ganz vergessen wie es sich anfühlt - geschlagen werden. Fast vierzig Jahre war das jetzt her. Seltsam, dass sich diese Mischung aus Scham, Angst und Wut noch immer so anfühlt wie damals.
Wie unverschämt die Jungs gewesen waren. Wie laut und dreist. Als er sah, wie sie die junge Frau einfach angrapschten hatte er sich geschämt dafür, auch ein Mann zu sein. Wie sie aufdringlich wurden, die anderen Fahrgäste anpöbelten.
Er hatte versucht, sich zu erinnern, wie er mit 16 war. Halbstark, hieß das damals. Nein, rebellieren sieht anders aus.
Er hatte gedacht, dass es die Jugendlichen einschüchtern würde, wenn ein gestandener Mann wie er mit ihnen redete. Dass sie Respekt zeigen würden, wie das seine Kinder noch immer tun. Auch wenn sie jetzt ausgezogen waren, ihr eigenes Leben führten.
Er vermisste sie. Ihr Lachen im Haus, die Unordnung und das Chaos...
Geschlagen hatten sie ihn. Wie einen lästigen Hund, der ihnen am Hosenbein zerrt. Er war zurückgetaumelt und hatte sich gerade noch halten können. Das war der Moment an dem endlich auch die anderen aufstanden, sich hinter ihn stellten.
Es ekelte ihn an, sie hinter sich zu spüren. Jetzt, wo durch die offensichtliche Gewalt für all die anderen eine Grenze erreicht war, die die Jungs für ihn schon lange überschritten hatten.
Er spürte den Schlag. Seine Sicht wurde trübe, ihm fröstelte. An der nächsten Station stieg er aus. Die Situation noch ungeklärt dreht er allem den Rücken zu und ging.
Als die Bahn weiterfuhr lehnte er sich an die Plakatwand.
Er hatte das Richtige getan.
Ihm wurde schlecht.
Dann Dunkelheit.

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