Küchenfensterblick
Freitag, 5. Mai 2006
Stau
Er began zu schwitzen. Die stehenden Autos um ihn herum, die Sonne auf der Windschutzscheibe, der unangenehm neue gruch des Mietwagens. Ein bisschen viel, dachte er sich und lockerte den Krawattenknoten. Seidel neben ihmsprach seit einer Viertelstunde ohne Punkt und Komma in sein Handy.
Sie würden den Termin nicht halten können, ganz egal, ob sich der Stau vor ihm in Luft auflösen würde oder nicht. Den Anflug von Panik versuchte er, durch ein paar Knöpfe an der Klimaanlage zu vertreiben. Sein linkes Auge fing an zu tränen, das Zittern im Bein war wieder da. Er hatte seit dem morgen nichts gegessen. Zwei Flüge und ein Meeting später forderte sein Körper Zucker und Schlaf. Er fluchte.
Seidel warf ihm einen genervten Blick von der Seite zu und redete weiter auf den Kunden ein.
Nicht mal Musik, dachte er.
Dann stellte er den Motor ab, stieg aus und ging auf den Wald am Fahrbahnrand zu.

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Nachts
Auch ihr regelmäßiges Atmen neben ihm konnte ihn nicht beruhigen. Er war mitten in der Nacht aufgewacht. Einen stummen Schrei auf den Lippen. Irgendwo glimmte der Digitalwecker. Seit einer Stunde lag er nun regungslos im Dunkeln und wartete daruaf, dass sein Herzschlag sich beruhigte, seine Gedanken sich ordneten. Vergeblich. Er hatte sich zu viel zugemutet und diese Nacht würde er den Preis dafür bezahlen.

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