Küchenfensterblick
Montag, 16. November 2009
Woanders weiter
Ich schließe dieses Blog und schreibe jetzt hier weiter: http://www.zeitnehmer.wordpress.com

Danke an alle die hier mitgelesen haben und willkommen da drüben....

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Donnerstag, 18. Dezember 2008
2008 - Versuch eines Rückblicks
Nicht viel passiert hier dieses Jahr, oder?
Das hat gar nicht mal damit zu tun, dass ich keine Lust mehr hatte hier zu schreiben. Ich wollte nur nicht schreiben über das was ich im Beruf so mache und erlebe. Einiges findet sich davon nämlich auf unserem Agentur-Blog den ich mit initiiert und konzipiert habe und wo ich ab und an auch mal was schreibe. Anderes bei Twitter wo ich die Trennung zwischen beruflichem und privatem Ich ziemlich aufgehoben habe.
Es gibt aber mehr Gründe dafür warum ich kein Internet-Tagebuch, kein Poesiealbum und keine Online-Wasserstandsmeldungen geschrieben habe in 2008.
Zeit ist ein ganz entscheidender, denn ich hatte zu selten die Gelegenheit sie mir zu nehmen. Dazu kommt, dass mich Unzufriedenheit und Reibung an den Umständen zwar schon immer zum Stift oder der Tastatur haben greifen lassen (und das merkt man den älteren Einträgen hier auch deutlich an) aber ich nur das Persönliche und nicht das Private ins Netz schreiben wollte.
Nach diesem Jahr kenne ich mich besser als ich je wollte mit den Themen Aufhebungsvertrag, Outplacment, Depression, Arbeitslosigkeit und ein paar Artverwanden aus.
Nebenbei habe ich Entscheidungen über Einschulungen (schon dieses Jahr als Kann-Kind) und Eigentumserwerb (nein, nicht jetzt, nicht hier) getroffen.
Ich habe im Job ein paar wunderbar spannende Sachen gemacht, ein paar fürchterlich frustrierende Dinge erlebt. Mich mit Menschen unterhalten die inspirierend waren und mich darüber gewundert warum andere soviel Macht in die Hände bekommen dürfen. Ich bin soviel durch die Gegend gereist wie in keinem Berufsjahr zuvor. Ich habe mehr New Business gemacht als in jedem Berufsjahr zuvor. Ich habe sehr viel Glück gehab und einigermassen oft das Gefühl, zu können was ich tue.
Ich habe zu wenig Musik gehört, weil ich nicht wollte und nicht konnte. Mir ist viel von meiner Unbeschwertheit abgegangen und ich habe trotzdem gemerkt, dass ich noch immer über das Leben lachen kann wenn anderen das Lachen schon im Hals stecken bleibt.
Ich war noch nie so geduldig und noch nie so ungeduldig wie in diesem Jahr.
Ich war ganz oft so sehr bei anderen, dass ich nicht genug bei mir war. Manchmal aber so sehr bei mir, dass ich für die, die mich brauchten keinen Blick mehr hatte.
So ein Jahr war das.
Es war ein Jahr mit drei Hochzeiten und zwei Todesfällen. Mit einer Taufe auf die ich mich sehr freue, weil ich Patenonkel werde.
Und wenn ich später mal an 2008 zurückdenken werde, dann werde ich an die sechs Wochen denken, die ich gezwungenermassen ohne Frau und Kinder verbracht habe und daran, wie schwer es war sich danach wieder als Familie zu finden.
Ich werde daran denken, dass 2008 das Jahr war in dem der Kapitalismus an der Marktwirtschaft brach. In dem ich immer häufiger einen Ekel vor den Umständen empfand. Vor der Verlogenheit wenn es um Familien und Karrieren geht. Vor der klaffenden Wunde zwischen Rendite und Realwachstum.
Es war kein gutes Jahr. Ein Jahr ohne Mitte. Vielleicht eines der Wenden. Mal sehen.

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Dienstag, 12. August 2008
Da wäre schon so einiges zu erzählen
Von Ämtern und Anstalten. Von Schulen und Horten. Von Büchern und Musik. Aber es muss warten auf die Zeit - die kommen wird - wenn es wieder geordneter zugeht bei mir und den meinen.

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Sonntag, 4. Mai 2008
Heimatlos, haltlos
Ich habe viele Freunde, deren Eltern irgendwann in den 60er oder 70er Jahren nach Deutschland kamen, um ein neues Leben zu beginnen. Auch wenn ihre Kinder hier eine Heimat fanden, sie selbst taten sich schwer damit, anzukommen. Loszulassen. Ganz gleich, ob es der Vater war, der aus Griechenland gekommen war, oder die Mutter, die aus Irland nach Deutschland kam - der Liebe wegen.
Dieser Generation an Einwanderern, die auch bei "Maria, ihm schmeckt's nicht" beschrieben wird und in Form des lustigen Tonis für Erheiterung sorgt, ist eines gemein. Viele von ihnen haben eine Heimat verlassen, die danach nicht mehr Heimat sein konnte und sind in ein Land gegangen, das für sie nie Heimat wurde.
Auch wenn ich in meinem Leben (schon als Kind) häufig umgezogen bin, diese Heimatlosigkeit ist etwas, was ich nicht kenne. Wie tief dieser Mangel an Heimat Menschen erschüttern kann, habe ich nie bewusst erfasst. Vor einigen Wochen habe ich es miterleben müssen.
Bei den Eltern einer engen Freundin kam es nach dem 60. Geburtstag des Vaters zu einer Tragödie.
Die Eltern (der Vater aus Kroatien, die Mutter aus Portugal) hatten sich hier in Deutschland kennen gelernt und waren Jahr für Jahr nach Kroatien gefahren, um sich dort auf einem kleinen Grundstück ein Häuschen zu bauen. Es war ein Familienprojekt bei dem auch die Kinder halfen. Bis der Krieg kam und die Kinder größer wurden, ihr eigenes Leben lebten. Als das Haus vor einigen Jahren fertig war, gestand die Frau ihrem Mann, dass sie sich nicht mehr vorstellen könne, Deutschland zu verlassen. Das Land in dem sie zwei Kinder zur Welt gebracht hatte, in dem sie Freunde gefunden und ein halbes Leben verbracht hatte war für sie ein Stück Heimat geworden. Für ihn nicht.
Am 60. Geburtstag brach die ganze Leere, die durch den geplatzten Traum vom Leben in der alten Heimat, (seiner alten Heimat) entstanden war, aus ihm heraus. Als der letzte Gast und die Kinder mitsamt der neugeborenen Enkeltochter die Wohnung verlassen hatte, war für ihn das Ende erreicht.
Alles was er aufgebaut hatte schien zu Staub zerfallen. Er ging auf seine Frau los um erst ihr und dann sich das Leben zu nehmen. Es war ihm Ernst und erst im letzten Moment lies er zum Glück von ihr ab. Die Frau, die er geliebt hatte, für die er sein Leben in Deutschland verbracht hatte, floh zu den Kindern. Er blieb verstört und am Boden zurück.
Sie hat ihn nicht angezeigt. Auch wenn die Nachbarn das meinten, weil die Kinder die Polizei verständigt hatten, um ihren Vater in Sicherheitsverwahrung zu nehmen. die Kinder bemühten sich um Gespräche mit Ärzten, mit Psychologen. Aber die Leere und den Ekel vor sich selbst konnte ihm niemand nehmen. Den Ekel und die Angst vor dem Menschen, der er geworden war.
Vor wenigen Wochen hat er sich im Kirschbaum - unter dem wir vor Jahren gemeinsam meine Hochzeit gefeiert haben - erhängt.
Und ich kann es noch immer nicht fassen.

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Dienstag, 1. April 2008
Tagediebe
Am hellsten aller Tage verband sich das Meer mit dem Horizont. Wir hatten Tränen in den Augen, um uns vor der Sonne zu schützen. Hand in Hand liefen wir zu der Stelle, wo sich die Wellen dem Strand ergeben und ergaben auch uns.

Am stillsten aller Tage war ich voll von Deiner Stimme und verschloß meine Ohren vor der Welt. Wir sprachen ohne zu reden und lauschtem den Worten zwischen den Zeilen.

Am längsten aller Tage war kein Warten mehr. Die Zeit verging ohne Hast und wir schlenderten voller Geduld durch die Stunden.


Es ist grad so still hier, nur ein wenig Musik im Hintergrund. Die Familie ist in der Ferne und hier war schon so lange keine Poesie mehr. Wohl weil es mir gut geht und ich obendrein kaum Zeit habe, mal abzuwarten, was da unter den Oberflächen los ist.

Und dann sei an dieser Stelle noch die Musik von Arvo Pärt empfohlen und auf das Buch "Der Weltensammler" hingewiesen.

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