Küchenfensterblick
Montag, 24. September 2007
Arbeit, Familie und die Dinge dazwischen
Am Wochenende waren wir bei Freunden, die wir vorvielen Jahren am anderen Ende der Welt kennengelernt aben. In einem zweitklassigen Backpacker an der Ostküste Australiens saßen wir zu viert schweigend vor dem Fernseher. Es war schon sehr spät als plötzlich ein "german independant film" angekündigt wurde und wir uns die Augen rieben, als "Kleine Haie" began. Das andere Paar freute sich auch, kam aus Hamburg und wir reisten die kommenden paartausend Kilometer parallel. Ein paar Monate später waren sie zurück in Hamburg und wir grade angekommen.
Aber darum geht es hier nicht. Es geht einmal mehr um die Frage, wie man Arbeit und Familie unter einen Hut bringt. Wie man sich aufteilt und das alles klarkriegt.

Die beiden hatten lange versucht Kinder zu bekommen und als es endlich (mit ärztlicher Hilfe) klappte waren die beiden überglücklich. Dumm nur, dass sie nur wenige Tage vor Kenntnis der Schwangerschaft einen Aufhebungsvertrag unterschrieben hatte. New Economy halt. Sie war raus. Die erfolgreiche Karriere als Personalerin lag die kommenden 4,5 Jahre auf Eis. Jetzt ist sie froh nach dem zweiten Kind und einem Bewerbungsmarathon eine Stelle am anderen Ende der Stadt gefunden zu haben die paßt. 20 Stunden die Woche, anspruchsvolle Projekte, sympathische Kollegen. Natürlich viel schlechter bezahlt als ihre Jobs davor. Natürlich mit einer umständlichen Mischung aus Kita und Tagesmutter, die das meiste Geld wieder auffrisst. Aber egal. Es geht nicht ums Geld. Es geht um den Kampf den die beiden jetzt vor sich haben. Jetzt, wo sie es schön fände, wenn er sich im Job wieder etwas zurücknehmen könnte. Vielleicht ein, zwei Nachmittage die Woche für die Familie da sein könnte.
Er ist kein Manager, im Gegenteil. Berufsschullehrer, Linker, Öko. Aber es fällt ihm verdammt schwer, diese Diskussion zu führen. Die Rolle als Ehemann, Vater, Kollege, Freund neu zu definieren. Schon wieder. Man merkt auch, wie das mit zunehmendem Alter schwerer wird, Rollenverständnisse zu hinterfragen. Umzuwerfen und neu zu verhandeln. Die beiden sind fast zehn Jahre älter als wir und das scheint einen großen Unterschied zu machen. Die zwei müssen sich aufraffen und es belastet sie und zerrt an ihnen.

Noch kann ich mir so viele Modelle vorstellen irgendwo zwischen alles oder nichts. Läßt das irgendwann nach?
Wie oft kann man sich häuten, bevor man sich nicht mehr im Spiegel erkennt?

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