Küchenfensterblick
Montag, 10. Juli 2006
weiter, weiter, weiter
WM vorbei. Endlich. Leider. Seltsam.
Es waren verrückte vier Wochen, oder? Ich jedenfalls hatte schlimmes erwartet. FIFA und OK sollen ein Fußballfest organisieren? Werbeverbote, Regulierungen aller Orten, Sponsoren, Verlosungen. Anstrengend. Lange Zeit war ich berufsbedingt so mitten drin, dass die Vorfreude nicht aufkam.
Ich wollte einfach nur, dass es anfängt damit es vorbei ist, denn nicht alles was ich im Job rund um diese WM so anstellen musste war auf meinem Mist gewachsen und so hatte ich so manche Suppe im Mund, die ich weder selbst gekocht noch abgeschmeckt hatte. Runter damit, ausspucken wo es geht und ganz viel Zähne putzen.
Immerhin, als Zückerchen war ich beim Eröffnungsspiel. Da fing es an, das Kribbeln, das Gefühl dass da etwas in Bewegung gerät. Dan Brasilien-Kroatien in Berlin. Ausgelassenheit, gute Verlierer, schlaflose Nächte.
Gegen Mitte der WM waren meine Projekte durch und plötzlich Zeit und Muße da, um sich zu begeistern. Die überraschende Erkenntnis, dass sich meine Frau zum Fan verwandelt hat - Spielernamen rufend und Tränen vergießend. Rührend und schön und verbindend.
So langsam also kann ich mich wieder anderen Dingen widmen. Diesem hier zum Beispiel (auch wenn bald Internetfreier Urlaub ansteht).
Mal sehen, ob es klappt auch ein paar versöhnlichere Geschichten unterzubringen. Meine Stimmung der letzten Wochen war nicht immer die Beste und hat sich doch sehr auch hier niedergeschlagen.
Aber hurraHappyGeschichten werden es wohl nie so ganz...
Eine Idee habe ich jedoch: Ab und an schreibe ich kleine Geschichten für die Kinder und da wüsste ich dann gerne, wie die ausserhalb der Familie ankommen.
Eigentlich bekloppt, da fülle ich TickTack schon so unregelmäßig und plane schon ein Nebenprojekt.
Aber da ich ja weder der Blogdeutungsmafia noch irgendwem anders als den Lesern hier verpflichtet fühle ...
In diesem Sinne, es geht weiter

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Freitag, 30. Juni 2006
Im Garten
Sie hatte es mir weiß Gott nicht einfach gemacht. Seit Tagen hing sie mir damit schon in den Ohren und am Ende hatte ich ihr versprechen müssen, die Sache durchzuziehen. Komme was da wolle. Zähneknirschend hatte ich mir das gute Hemd angezogen und ihr beim rausgehen nochmal klar gemacht, dass ich erwartete ständig ein volles Glas in der Hand zu halten.
Als wir ankamen führte mein Weg also schnurstracks zu der Bar, die die Typen im hinteren Teil des Gartens aufgebaut hatten. Da hatten sie jede Menge von diesem klebringen rote Zeug, das nur mit Strohalmen zu genießen war. Ich besorgte ihr gleich zwei davon und schickte sie in die andere Richtung.
Der Typ hinter der Theke war zum Glück nicht auf den Kopf gefallen und so hielt ich wenig später ein Glas mit Gin, Limone und ein paar Spritzern aus einer anderen Flasche in der Hand. Genau das Richtige also, um sich einen Liegestuhl ranzuziehen und die Augen mit der freien Hand vor der Sonne zu schützen.
Es war einer dieser Tage, an denen das Licht einen unwirklichen Glanz hat, der einem die Tränen in die Augen trieb. Noch dazu begann die Unruhe der anderen sich langsam doch auf mich zu übertragen. Genau darum wollte ich nicht aus meiner Bude raus an so einem Tag. Da hörten sie auf zu diskutieren, alle starrten auf die Leinwand die am Ende des Gartens zu flimmern began.
Ich gab dem Typen an der Theke einen Wink und deutete auf mein Glas. Dann fingen sie an die Nationalhymnen zu spielen.

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Dienstag, 27. Juni 2006
Eine lange Reise
Schon als Kind hatte er sich vorgestellt, wie es wohl wäre. Einfach sitzen bleiben. Nicht aussteigen aus dem Zug, wenn er am eigentlichen Zielbahnhof ankommt. Weiterfahren an Orte der Namen so verheißungsvoll klingen. Sich von den Lautsprecheransagen verführen lassen und immer tiefer eindringen in dieses Schienensystem, das ganz Europa verbindet.
Mit 36 war er dann soweit. Unterwegs zu einem Termin in Berlin ließ er erst den Haupt- dann den Ostbahnhof an sich vorbeiziehen. Er klappte das Laptop, mit dem er sich eher unwillig seit Hamburg beschäfftigt hatte zu und ließ das Mobiltelefon auch weiterhin ausgeschaltet. Die weiten Strecken ohne Empfang hatten für ihn auf dieser Strecke immer schon einen Hauch von Anarchie gehabt. Eine vorgetäuschte Freiheit die mit dem Aufblinken der entgangenen Anrufe schon wenige Minuten nach der Ankunft in schöner Regelmäßigkeit vernichtet wurde.

Jetzt aber saß er da und ließ die Landschaft an sich vorüber ziehen. Ließ die Felder und die vereinzelten Waldabschnitte auf sich einwirken und spürte, wie die Aufregung einer tief empfundenen Erleichterung Platz machte. Er widerstand dem Drang, im Reiseplan nach Anschlusszügen zu suchen. Er dachte kurz an die Gesichter der Kollegen, an die Anrufe die nun zwischen Berlin und Hamburg hin- und hergehen würden und dann, dann schlief er ein.

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Dienstag, 20. Juni 2006
Jetzt ist sie ein Popstar
Sie haben ihr Alter geändert, die Menschen von der Plattenfirma. Vielleicht war es auch ihre Idee, wer weiß. Damals waren wir ungefähr gleich alt und unzufrieden mit unseren Leben. Das Schweißt zusammen. Das Bedürfnis, etwas Besonderes zu sein. So schrieb ich und sie sang und spielte und für ein paar Monate war es fast wahr. Ich schrieb meine Gedichte, manche sang sie zur Gitarre. Wir gingen zu Blumfeld und Sonic Youth. Wir waren jung, unsicher, bulemisch und auf der Suche. Irgendwann noch während es so ging traf ich dann eine und die Suche war vorbei. Es dauert immer eine Weile in solchen Dingen, bis man es merkt. So ist das jedenfalls bei mir. Ich ging. Sie suchte weiter.
Dem schreiben bin ich treu geblieben, es ist Teil meines Jobs und dann ist da noch dieser Blog und ein paar Texte nebenher. Trotzdem, der Antrieb ist weniger geworden. Der Drang sich zu produzieren, das Feuer, es hat sich verlagert und das ist gut so.
Bei ihr kam es anders. Sie hat eine Platte aufgenommen. Eine Single veröffentlicht. Seit kurzem wird sie im Radio gespielt. Ein zweites Album soll kommen und ich freue mich für sie. Sie hat hart dafür gearbeitet. Sich gequält. Rebelliert für diesen Lounge-Pop wie man es nicht für möglich halten würde. Gegen einen Vater der mit seiner Prominenz einen langen Schatten warf, gegen ihre Potenziale, ihr Jura-Studium, den vorgezeichneten Weg als Vorzeige-Tochter.
Ich mag die Musik die sie macht nicht besonders. Zu leicht, zu flockig, zu gefällig für meinen Geschmack. Aber das spielt keine Rolle, denn mir dämmert so langsam wieviel harte Arbeit dahinter steckt und dafür gebührt ihr mein Respekt.

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Dienstag, 6. Juni 2006
weiter
ob es weiter geht, sehe ich in ein paar tagen. die wm in den kommenden wochen wird mich zeitlich ziemlich in beschlag nehmen. auch beruflich und so wird wenig zeit für dieses kleine internetprojekt bleiben. mal sehen. in fünf wochen habe ich entweder viele kleine momentaufnahmen, keine lust mehr, keinen job mehr oder ein unbändiges mitteilungsbedürfnis. momentan kann ich das nicht einschätzen. jedenfalls habe ich mir vorgenommen, mich nicht unter druck zu setzen. zwei kinder eine frau und ein sterssiger beruf reichen mir völlig... also, wenn es hier noch sporadischer wird: nicht wundern.

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