Küchenfensterblick
Dienstag, 24. Oktober 2006
Kleinstadtleben
Zu Fuß zur Arbeit.
Zum Laden an der Ecke.
Den Nachbarn grüßen.
Einkaufen beim Wochenmarkt.
Mehr Ruhe.
Mehr Sonne.
Bezahlbar wohnen.
Weniger arbeiten.
Soviel Grün.
Wein beim Weinhändler.
Durch die Innenstadt bumeln.
Mit den Kindern auf der Strasse vor dem Haus spielen.
...

Ich muss dringend an meinen Illusionen arbeiten und darf nicht soviel Blumfeld hören.

... link


Montag, 23. Oktober 2006
Es lauert
Am Rand, ein Schemen. Ein wildes Tier.
Es lauert.
Du blickst zur Seite, doch du siehst es nicht ganz.
Es lauert.
Du versuchst es zu vergessen. Du lenkst Dich ab.
Es lauert.
Du vertreibst dir die Zeit und gehst raus mit den Kindern. Du kochst und du isst. Du trinkst und du lachst.
Es lauert.
Du schläfst und es schleicht sich in dein Revier. Du wirst wach und du weißt: Jetzt ist es in dir.
Es lauert und wartet und bricht in dich ein. Es setzt sich fest, bohrt sich in dich hinein. Es kratzt und es beißt und es weiß wie du heißt.
Du rennst und du schreist und du schlägst mit den Armen was du doch nicht erreichst.
Ein dunkler Schatten ein lautloser Fluch. Eine düstere Ahnung - ungebetener Besuch.
Die Angst sitzt Dir im Nacken trotz aufrechtem Gang.
Das alte Lied - ein Abgesang

... link


Montag, 16. Oktober 2006
Am Rande
"Liebe Dich selbt und es ist egal wen Du heiratest", so lautet der Titel eines Buches, das hier gerade eben beworben wurde. Nicht von mir wohlgemerkt, denn ganz so egal war mir das nicht damals. Denn ganz gleich wie sehr ich mich selbst liebe (das schwankt ab und an mal) mein Leben verbringe ich dann doch lieber an der Seite von jemandem, der mit mir über die gleichen Sache lacht, Geistesblitze hat und messerscharfe Erkenntnisse (die auch mal schneidend sein dürfen). Man wächst dann nicht nur neben- sondern auch mit- und aneinander. Ausserdem finde ich das ganz gut, dass meine Kinder irgendwie Anlagen von uns beiden haben. Auch die doofen von mir (erstmal lethargisch in der Ecke stehen und den anderen beim spielen zugucken bevor dann kurz vor Schluss der eigene Auftritt inszeniert wird...).
Jedenfalls hat mich dieser Buchtitel gerade irgendwie geschockt so kurz nach einer Woche Südengland und der familieren Athmospäre eines wunderbaren Cottages in dem sich irgendwie alle gegenseitig toll fanden und nicht nur ich mich selbst. Man muss seinen Partner hypen hat mal jemand gesagt von dem ich allerdings keine Ahnung habe, ob er wusste wovon er sprach. Ich fahre damit jedenfalls ganz gut...

... link


Donnerstag, 28. September 2006
Meine Provinz
Wir waren zu viert. Keiner von uns hatte eine Ahnung davon, was hinter den Grenzen dieses Dorfes auf uns wartete. Welche Welten sich auftun würden, wenn wir die Grundschule mit ihren Klassenverbänden, die nach den umliegenden Dörfern aufgeteilt waren, verlassen würden. Wir waren vier und ich war der jüngste. Der Kleinste war ich auch und doch zählte mein Wort soviel wie das der anderen. Eine Bande waren wir schon seit dem letzten Jahr im Kindergarten und wie das in ländlichen Gebieten im fränkischen so üblich ist, basierte unsere Gruppe auf dem fragilen Gleichgewicht zwischen kindlicher Gewalt und den zur Verfügung stehenden Spielzeugen.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer von uns als erster von der Sache mit den Kastanien erfahren hatte. Der Förster der Region bot für jeden Zentner zehn Mark. Für die Fütterung der Rehe und all der anderen Tiere in den umliegenden Wäldern sollte die Provinzjugend gegen Bares ihren Anteil leisten. Zehn Mark pro Zentner. Klang gut. Davon ließen sich Yps-Hefte, Brause und ein paar Flaschen dieser komischen Säfte, die es in Plastikflaschen beim Metzger gab, kaufen. Zu viert waren wir Freitags nach der Schule losgezogen. Der Schlosspark war unser Jagdrevier. Nach ein paar Stunden hatten wir drei Säcke mit Kastanien gefüllt. Am Samstag kamen wir auf weitere vier . Bernd sollte sie im Schuppen seiner Eltern aufbewahren und dann wollten wir zum Förster sobald ich am Sonntag aus der Kirche zurück wäre.
Als Katholiken in dieser protestantischen Enklave hatten meine Eltern beschlossen, zumindest bis zu meiner Firmung, das sonntägliche Programm durchzuziehen. Später sollte ich dann selbst entscheiden, ob ich diesem Verein auch weiterhin angehören wollte.
Schon immer hatte ich mich in Kirchen unwohl gefühlt. An jenem Tag war das Bedürfnis der beklemmenden Weite des Kirchenschiffs zu entkommen besonders groß. Ich brannte darauf, die Früchte unserer Arbeit einzufahren. Immer wieder hatten die anderen mich durch die engen Lücken im Gebüsch des Parks gescheucht, um zwischen feuchtem Laub und modrigen Ästen nach Kastanien zu suchen. Ewig hatte ich am Vorabend in der Badewanne gebraucht, um die Spuren, die Gerüche dieser Expeditionen abzuwaschen. Mein Kumpel Thomas hatte sich während einer dieser Kriechtouren das Hemd beschmiert und in Erwartung einer Tracht Prügel war er mit hängendem Kopf nach Hause getrottet.
Ich spürte den Geschmack der Brause förmlich auf der Zunge als ich mir beim Pfarrer die Hostie abholte. Endlich, die Erlösung. Von der Kirche bis zu Bernds Schuppen waren es knapp zehn Minuten mit dem Fahrrad. Ich schaffte es in acht und machte mich auf die Suche nach den anderen. Entdecken konnte ich nur Thomas, der heulend neben seinem Fahrrad saß. Wo gestern noch die Säcke lagen hatten Bernd und sein Bruder ein paar leere Brausepäckchen liegen lassen.
Seit diesen Tagen betrachte ich Freundschaften unter Männern mit einer Spur mehr Zweifel und in Kirchen überkommt mich jedes Mal das Gefühl, dass sich da draußen irgendjemand über mich lustig macht während er in seiner Zeitschrift blättert und einen tiefen Schluck aus seiner Flasche nimmt.

... link


Dienstag, 19. September 2006
Wenn das Ende fehlt
Ich bin ja eigentlich kein Hörbuchfan. Aber vor kurzem ergab es sich, dass ich ein paar davon auf meinen iPod geschubst habe und nun ab und an in der Bahn darin rumhöre. Ärgerlich ist es allerdings, wenn man dann mal eines in Ruhe hört und am Ende der 5. CD merkt, dass es noch eine 6. gibt und die nicht auf dem Teil drauf ist. Stattdessen sind die Dateien 500 Kilometer entfernt...

Ok, ich weiß schon wie es ausgehen wird. Trotzdem, schon wieder das Gefühl etwas nicht zu Ende gebracht zu haben ...

... link