Sonntag, 4. Mai 2008
Heimatlos, haltlos
zeitnehmer, 00:43h
Ich habe viele Freunde, deren Eltern irgendwann in den 60er oder 70er Jahren nach Deutschland kamen, um ein neues Leben zu beginnen. Auch wenn ihre Kinder hier eine Heimat fanden, sie selbst taten sich schwer damit, anzukommen. Loszulassen. Ganz gleich, ob es der Vater war, der aus Griechenland gekommen war, oder die Mutter, die aus Irland nach Deutschland kam - der Liebe wegen.
Dieser Generation an Einwanderern, die auch bei "Maria, ihm schmeckt's nicht" beschrieben wird und in Form des lustigen Tonis für Erheiterung sorgt, ist eines gemein. Viele von ihnen haben eine Heimat verlassen, die danach nicht mehr Heimat sein konnte und sind in ein Land gegangen, das für sie nie Heimat wurde.
Auch wenn ich in meinem Leben (schon als Kind) häufig umgezogen bin, diese Heimatlosigkeit ist etwas, was ich nicht kenne. Wie tief dieser Mangel an Heimat Menschen erschüttern kann, habe ich nie bewusst erfasst. Vor einigen Wochen habe ich es miterleben müssen.
Bei den Eltern einer engen Freundin kam es nach dem 60. Geburtstag des Vaters zu einer Tragödie.
Die Eltern (der Vater aus Kroatien, die Mutter aus Portugal) hatten sich hier in Deutschland kennen gelernt und waren Jahr für Jahr nach Kroatien gefahren, um sich dort auf einem kleinen Grundstück ein Häuschen zu bauen. Es war ein Familienprojekt bei dem auch die Kinder halfen. Bis der Krieg kam und die Kinder größer wurden, ihr eigenes Leben lebten. Als das Haus vor einigen Jahren fertig war, gestand die Frau ihrem Mann, dass sie sich nicht mehr vorstellen könne, Deutschland zu verlassen. Das Land in dem sie zwei Kinder zur Welt gebracht hatte, in dem sie Freunde gefunden und ein halbes Leben verbracht hatte war für sie ein Stück Heimat geworden. Für ihn nicht.
Am 60. Geburtstag brach die ganze Leere, die durch den geplatzten Traum vom Leben in der alten Heimat, (seiner alten Heimat) entstanden war, aus ihm heraus. Als der letzte Gast und die Kinder mitsamt der neugeborenen Enkeltochter die Wohnung verlassen hatte, war für ihn das Ende erreicht.
Alles was er aufgebaut hatte schien zu Staub zerfallen. Er ging auf seine Frau los um erst ihr und dann sich das Leben zu nehmen. Es war ihm Ernst und erst im letzten Moment lies er zum Glück von ihr ab. Die Frau, die er geliebt hatte, für die er sein Leben in Deutschland verbracht hatte, floh zu den Kindern. Er blieb verstört und am Boden zurück.
Sie hat ihn nicht angezeigt. Auch wenn die Nachbarn das meinten, weil die Kinder die Polizei verständigt hatten, um ihren Vater in Sicherheitsverwahrung zu nehmen. die Kinder bemühten sich um Gespräche mit Ärzten, mit Psychologen. Aber die Leere und den Ekel vor sich selbst konnte ihm niemand nehmen. Den Ekel und die Angst vor dem Menschen, der er geworden war.
Vor wenigen Wochen hat er sich im Kirschbaum - unter dem wir vor Jahren gemeinsam meine Hochzeit gefeiert haben - erhängt.
Und ich kann es noch immer nicht fassen.
Dieser Generation an Einwanderern, die auch bei "Maria, ihm schmeckt's nicht" beschrieben wird und in Form des lustigen Tonis für Erheiterung sorgt, ist eines gemein. Viele von ihnen haben eine Heimat verlassen, die danach nicht mehr Heimat sein konnte und sind in ein Land gegangen, das für sie nie Heimat wurde.
Auch wenn ich in meinem Leben (schon als Kind) häufig umgezogen bin, diese Heimatlosigkeit ist etwas, was ich nicht kenne. Wie tief dieser Mangel an Heimat Menschen erschüttern kann, habe ich nie bewusst erfasst. Vor einigen Wochen habe ich es miterleben müssen.
Bei den Eltern einer engen Freundin kam es nach dem 60. Geburtstag des Vaters zu einer Tragödie.
Die Eltern (der Vater aus Kroatien, die Mutter aus Portugal) hatten sich hier in Deutschland kennen gelernt und waren Jahr für Jahr nach Kroatien gefahren, um sich dort auf einem kleinen Grundstück ein Häuschen zu bauen. Es war ein Familienprojekt bei dem auch die Kinder halfen. Bis der Krieg kam und die Kinder größer wurden, ihr eigenes Leben lebten. Als das Haus vor einigen Jahren fertig war, gestand die Frau ihrem Mann, dass sie sich nicht mehr vorstellen könne, Deutschland zu verlassen. Das Land in dem sie zwei Kinder zur Welt gebracht hatte, in dem sie Freunde gefunden und ein halbes Leben verbracht hatte war für sie ein Stück Heimat geworden. Für ihn nicht.
Am 60. Geburtstag brach die ganze Leere, die durch den geplatzten Traum vom Leben in der alten Heimat, (seiner alten Heimat) entstanden war, aus ihm heraus. Als der letzte Gast und die Kinder mitsamt der neugeborenen Enkeltochter die Wohnung verlassen hatte, war für ihn das Ende erreicht.
Alles was er aufgebaut hatte schien zu Staub zerfallen. Er ging auf seine Frau los um erst ihr und dann sich das Leben zu nehmen. Es war ihm Ernst und erst im letzten Moment lies er zum Glück von ihr ab. Die Frau, die er geliebt hatte, für die er sein Leben in Deutschland verbracht hatte, floh zu den Kindern. Er blieb verstört und am Boden zurück.
Sie hat ihn nicht angezeigt. Auch wenn die Nachbarn das meinten, weil die Kinder die Polizei verständigt hatten, um ihren Vater in Sicherheitsverwahrung zu nehmen. die Kinder bemühten sich um Gespräche mit Ärzten, mit Psychologen. Aber die Leere und den Ekel vor sich selbst konnte ihm niemand nehmen. Den Ekel und die Angst vor dem Menschen, der er geworden war.
Vor wenigen Wochen hat er sich im Kirschbaum - unter dem wir vor Jahren gemeinsam meine Hochzeit gefeiert haben - erhängt.
Und ich kann es noch immer nicht fassen.