Küchenfensterblick
Dienstag, 20. Juni 2006
Jetzt ist sie ein Popstar
Sie haben ihr Alter geändert, die Menschen von der Plattenfirma. Vielleicht war es auch ihre Idee, wer weiß. Damals waren wir ungefähr gleich alt und unzufrieden mit unseren Leben. Das Schweißt zusammen. Das Bedürfnis, etwas Besonderes zu sein. So schrieb ich und sie sang und spielte und für ein paar Monate war es fast wahr. Ich schrieb meine Gedichte, manche sang sie zur Gitarre. Wir gingen zu Blumfeld und Sonic Youth. Wir waren jung, unsicher, bulemisch und auf der Suche. Irgendwann noch während es so ging traf ich dann eine und die Suche war vorbei. Es dauert immer eine Weile in solchen Dingen, bis man es merkt. So ist das jedenfalls bei mir. Ich ging. Sie suchte weiter.
Dem schreiben bin ich treu geblieben, es ist Teil meines Jobs und dann ist da noch dieser Blog und ein paar Texte nebenher. Trotzdem, der Antrieb ist weniger geworden. Der Drang sich zu produzieren, das Feuer, es hat sich verlagert und das ist gut so.
Bei ihr kam es anders. Sie hat eine Platte aufgenommen. Eine Single veröffentlicht. Seit kurzem wird sie im Radio gespielt. Ein zweites Album soll kommen und ich freue mich für sie. Sie hat hart dafür gearbeitet. Sich gequält. Rebelliert für diesen Lounge-Pop wie man es nicht für möglich halten würde. Gegen einen Vater der mit seiner Prominenz einen langen Schatten warf, gegen ihre Potenziale, ihr Jura-Studium, den vorgezeichneten Weg als Vorzeige-Tochter.
Ich mag die Musik die sie macht nicht besonders. Zu leicht, zu flockig, zu gefällig für meinen Geschmack. Aber das spielt keine Rolle, denn mir dämmert so langsam wieviel harte Arbeit dahinter steckt und dafür gebührt ihr mein Respekt.

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