Küchenfensterblick
Dienstag, 15. August 2006
Meine Welt sind die Berge nicht
Nach zwei Wochen Südtirol zurück in Hamburg haben vorallem die letzten 1200 Kilometer auf Berg- und Autobahnen ihre Spuren hinterlassen. Ausserdem natürlich reichlich Teigwaren in deftiger oder süßer Anmutung und die Sonne, die uns den größten Teil des Urlaubs treu war.
Es war wirklich schön. Trotzdem bin ich froh, wieder daheim zu sein. Morgen geht es wieder ins Büro. Der Akku ist einigermassen aufgeladen.
Trotdem, meine Welt sind die Berge nicht. Ganz gleich ob Südtirol, Steiermark oder Tirol, jedesmall gerate ich an ein, zwei Vertreter dieser Region, die mir anz gewaltig auf die Nerven gehen. Diese Typen, die beinahe angewidert auf Besucher reagieren. Die diese schleimige, aufgesetzte Freundlichkeit an den Tag legen und dich dann Ewigkeiten auf dein Essen warten lassen, die die Hälfte der Bestellung vergessen, um dich dann öffentlich anzuraunzen, dass man ja schon klarer sagen müsse was man wolle. So dass dich auch der letzte Einheimische an den umliegenden Tischen für einen kapitalen Volldeppen hält.
Wenn sie sich dann noch in ihrer Mundart Gehäßigkeiten über dich zurauenen und Du jedes Wort verstehst, weil Du mal in der Nähe gelebt hat und ein Ohr für Dialekte hast, dann ist es ganz aus.
Ärgerlich, denn ich liebe das Essen der Gegend über alles. Gerade in Südtirol wo die italienische auf die tiroler Küche trifft, wo frische Kräuter, vollmundige Eierspeisen und ausgezeichnete Weine zu akzeptablen Preisen bei fantastischer Aussicht serviert werden ...
Trotzdem, der nächste Sommerurlaub geht wieder ans Meer. Komm ich halt zum Skifahren wieder...

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Dienstag, 25. Juli 2006
In die Berge
Am Donnerstag geht es los. Ab in die Berge für 2 Wochen. Ein weiter Weg von Hamburg - aber die weiten Wege sind die Besten, oder?
Und dann wieder hier mit viel Schwung und guter Laune ...

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Freitag, 21. Juli 2006
Bandini, Betty und die anderen
Gestern war es endlich soweit. Die Kinder schliefen, die Frau außer Haus, ein paar Flaschen Bier eiskalt (auf das Chili habe ich verzichtet) und die kürzlich erhaltene DVD mit dem Director's Cut von Betty Blue im Player.
Auch nach all den Jahren kann ich mich für Buch und Film noch immer hemmungslos begeistern. Immer noch treten mir Tränen in die Augen wenn Zorg und Betty im Klaviergeschäft gemeinsam spielen, wärend im oberen Stockwerk Eddies tote Mutter liegt.
Der Director's Cut ist fast doppelt so lang wie die TV Version die ich kannte. Viele meiner Lieblingsstellen aus dem Buch sind plötzlich da. Kleinigkeiten nur aber von der gleichen Reinheit des Stils wie die Bücher Djians.
Vor kurzem habe ich dann realisiert woher einige Grundideen von Betty Blue stammen, als ich "Ich, Arturo Bandini" von John Fante las.
Ich freue mich schon darauf nach und nach alles von Fante zu lesen, denn auch bei ihm fasziniert mich der Stil. Die Sätze, die wie Kinnhaken treffen, wie Blitze zucken oder wie leise Melodien sich in dein Herz graben.
Immer noch sind da so viele zu entdecken, die wie besessen schrieben und schreiben. Hinzu kommt, dass ich ein Mehrfachleser bin. Immer und immer wieder schnappe ich mir "Rückgrat", "Stone Junction", "Dreaming of Babylon" und all die anderen gebunden Freunde aus dem Bücherregal und finde Trost und Zuspruch und das Verlangen zu schreiben. Aber mehr noch - zu lesen.
Könnte mich dafür vielleicht mal jemand bezahlen?

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Dienstag, 18. Juli 2006
Einer dieser Tage
Mal wieder war es einer dieser Tage an denen es darum ging, dass Pokerface aufrecht zu erhalten und gute Miene zum bekannten, falschen Spiel zu machen. Immer wieder ermahnte er sich, die Schultern zu senken, die Hände locker zu lassen und sich auf das zu besinnen, was wirklich wichtig war.
Eigentlich mochte er es, vor Menschen zu sprechen. Andere zu begeistern war Teil des Jobs und in der Regel nahm er die Zuhörer unmerklich am Arm und nahm sie mit auf eine Reise, deren Ende allen von Beginn an klar sein musste.
Sie kommen, es geht los. Ein letzter Schluck lauwarmen Tees und die Bilder des letzten Wochenendes abrufen. Es geht schon wieder. Es geht. Wenn es nur schon vorbei wäre.

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Mittwoch, 12. Juli 2006
Flashback mit Billy Bragg
Mit Billy Bragg im Ohr und einem mulmigen Gefühl im Bauch saß er in der U-Bahn. Entscheidungen standen an. Er könnte heute viel verändern - Strukturen zerschlagen, alte Zöpfe abschneiden.
Der Mann im Ohr hielt ihm die Konsequenzen vor.
Viel hatte sich verändert in den letzten zehn Jahren. Auch seine Vorstellungen von Gerechtigkeit, von Leistung und Einsatz. Er laß andere Zeitungen als damals und immer seltener fand sich ein Buch auf seinem Nachttisch. Sachbücher meist oder aktuelle Titel, um bei den seltenen Essen mit Kollegen den passenden Eindruck zu vermitteln. Seit sie Hörbücher machten hatte er auch hier Einsparpotenziale realisieren können. In jeder Beziehung.
Über die alte Billy Bragg CD war er zufällig gestolpert. Sie lag in einer Kiste mit Erinnerungsstücken und us einer Laune heraus, Masochismus vielleicht, hatte er sie nicht mit dem anderen Kram in den Müll geworfen. Stattdessen hatte er sie herausgezogen, die Songs überspielt und jetzt im Ohr.
Schon mit den ersten Takten hatte sich etwas in ihm geregt. Ein Reigen an Erinnerungen. Vergessene Freunde, denkwürdige und doch verblasste Abende.
Wie gebannt saß er in seinen Sitz gepresst und begann zu schwitzen. Spürend, dass etwas zu klingen began in ihm. Eine rostige Saite.
Hastig zog er den Kopfhörer aus den Ohren und suchte nach den Dokumenten für das anstehende Fusionsgespräch.

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