Küchenfensterblick
Donnerstag, 23. März 2006
Die Jacke
Noch immer hielt sie die Jacke wie eine ansteckende Krankheit mit ausgestreckten Armen in den Händen.

"Was Du Dir dabei gedacht hast will ich wissen!"

Es war schon keine Frage mehr, denn dass er sich nichts dabei gedacht hatte, war ihr mittlerweile klar. Gerade das machte sie so wütend. Wenn er jetzt damit begann die Konsequenzen seines Handelns nicht mehr zu bedenken, wo sollte das hinführen?

"Es war ein Angebot", stammelte er. "Da dachte ich eben ..."
"Ach, jetzt hast Du also doch gedacht? Jetzt wird es spannend!"
"Ich hatte eben gedacht, dass wir ja diesen Ausflug in die Berge machen wollen. Und da brauchen wir ja noch die passenden Jacken. Na, da habe ich dann eben gleich eine für Dich mitgekauft."

Er war wieder im Spiel. Was regte sie sich eigentlich so auf?

"Mein Gott! Du willst doch wohl nicht wirklich, dass wir beide im verdammten Partnerlook durchs Gebirge ziehen wie ein bescheuertes altes Ehepaar." "Und was wäre daran so schlimm?"

Sie merkte, dass sie ihre Wut nicht mehr lange durchhalten würde. Wie er da stand in seiner roten Jacke. Sie seufzte.

"Nichts, ich war einfach nur so stolz darauf, dass wir es über dreißig Jahre mitteinander ausgehalten haben, ohne die gleichen Jacken zu tragen."

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