Küchenfensterblick
Mittwoch, 22. März 2006
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"Geht es wieder?"
Der Mann lehnte gegen die plakatierte Wand der U-Bahn-Station und das Zittern in seinen Fingern ließ langsam nach.
"Sollen wir Hilfe rufen?"
Er spürte den kalten Schweiß, der ihm den Nacken hinunterlief. Sein Hemd klebte unter den Armen und auf der Brust. Das und ein leises Rauschen in den Ohren waren die letzten Hinweise auf seinen Zusammenbruch. "Wasser", sagte er. Jemand lief los. Mit geschlossenen Augen saß er, ganz auf den Rythmus seines Herzschlags konzentriert. War es das wert? Kein Schlaf, unzufriedene Regisseure, schlechte Bezahlung, nur um wie ein dirilierender Alkoholiker im Endstadium sabbernd in der U-Bahn zusammenzubrechen? Das Wasser kam und er trank es in langsamen, kleinen Schlucken. er spürte, wie sich sein Puls beruhigte, Energie in seinen Körper zurück floß. Prickeln in den Fingerspitzen, an den Haarwurzeln. Klarheit, Zufriedenheit, ein tiefer Atemzug. Nach und nach spannte er seine Muskeln an. Nur ein vorübergehender Stillstand, eine kurze Unterbrechung im Programm. Er öffnete die Lider und blickte dem Mann, der vor ihm kauerte in die Augen. Sah, wie sich die Besorgnis im Blick in Erstaunen wandelte, als er in ruhigen, kontrollierten Bewegungen aufstand. "Es ist gut," sagte er, "es geht wieder."