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Montag, 17. September 2007
Fluchten
zeitnehmer, 19:31h
Er hatte nach der Scheidung eine kleine Kneipe am Strand aufgemacht.
Ihm war alles zuviel damals. Die Streitereien mit dem Chef, das Genöle der Kunden, die Frau, die immer nur die Hand aufhielt. Er hatte sich verloren in diesem Kreislauf aus Schuldzuweisungen und Forderungen. Er war erleichtert gewesen als sie mit dem Trainer vom Fitnesscenter etwas Eigenes aufbauen wollte - mit seinem Geld. Er hatte die Abfindung der Firma gerne angenommen, als sie ihm den Aufhebungsvertrag hinlegten. Er hatte seine Konten aufgelöst und die Wohnung, einen Koffer mit dem nötigsten gepackt und einen Flug in den Süden gebucht.
Dann fing er an zu rechnen. Mit dem was seine Ex im gelassen hatte, ein paar Stammkunden und den Besuchern im Sommer, sollte er für die nächsten zehn Jahre hinkommen. Ohne Telefon, ohne Fernseher, ohne Business-Anzüge und teure Schuhe. Ab und an Fisch vom Grill und ein Theaterbesuch in der großen Stadt. Seine Freunde aus der alten Zeit würden ihn besuchen kommen und ihm zu dem Strahlen in seinen Augen gratulieren und davon reden, dass sie auch bald soweit wären. Seine Haut würde nach Meer und Sonne riechen, nicht nach Angstschweiß und Deoresten. Es würde eine kleine Bibliothek geben in seiner Bar. Gäste könnten ausgelesenes dalassen und anderes ausleihen. Ein Miteinander mit ihm als Zentrum.
Nach dem Sommer kam die Einsamkeit.
Im Winter fing er an zu trinken.
Ihm war alles zuviel damals. Die Streitereien mit dem Chef, das Genöle der Kunden, die Frau, die immer nur die Hand aufhielt. Er hatte sich verloren in diesem Kreislauf aus Schuldzuweisungen und Forderungen. Er war erleichtert gewesen als sie mit dem Trainer vom Fitnesscenter etwas Eigenes aufbauen wollte - mit seinem Geld. Er hatte die Abfindung der Firma gerne angenommen, als sie ihm den Aufhebungsvertrag hinlegten. Er hatte seine Konten aufgelöst und die Wohnung, einen Koffer mit dem nötigsten gepackt und einen Flug in den Süden gebucht.
Dann fing er an zu rechnen. Mit dem was seine Ex im gelassen hatte, ein paar Stammkunden und den Besuchern im Sommer, sollte er für die nächsten zehn Jahre hinkommen. Ohne Telefon, ohne Fernseher, ohne Business-Anzüge und teure Schuhe. Ab und an Fisch vom Grill und ein Theaterbesuch in der großen Stadt. Seine Freunde aus der alten Zeit würden ihn besuchen kommen und ihm zu dem Strahlen in seinen Augen gratulieren und davon reden, dass sie auch bald soweit wären. Seine Haut würde nach Meer und Sonne riechen, nicht nach Angstschweiß und Deoresten. Es würde eine kleine Bibliothek geben in seiner Bar. Gäste könnten ausgelesenes dalassen und anderes ausleihen. Ein Miteinander mit ihm als Zentrum.
Nach dem Sommer kam die Einsamkeit.
Im Winter fing er an zu trinken.
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Freitag, 7. September 2007
Meetings
zeitnehmer, 00:58h
Ab und an muss ich in meinem Job durch die Gegend fliegen, um dann in einer anderen Stadt kluge Sachen zu sagen oder Menschen zu treffen, mit denen ich dann rede. Heute zum Beispiel flog ich von Hamburg nach München und zurück.
Ich finde das anstrengend. Weil alles so schnell ist und so getrieben. Ständig passiert etwas. Man fährt zum Flughafen (oder läßt sich fahren), gibt Karten in Automaten, zeigt Tickets, zieht sich die Schuhe aus und wieder an, setzt sich hin und sehr bald steht man auf und Schlange und im Flugzeug ist auch dauernd was. Und plötzlich ist man ganz wo anders.
Ich habe oft das Gefühl, da kommt ein Teil von mir nicht mit. Der braucht mehr Zeit.
Den Teil habe ich heute irgendwo auf dem Rückflug getroffen und direkt wieder mit nach Hause genommen. Muss jedenfalls so gewesen sein, denn zurück in Hamburg fühlte ich mich wieder ganz.
Morgen geht's wieder in eine andere Stadt. Mit der Bahn diesmal. Da kommt dann nicht nur das Stück Seele mit, sondern auch die Familie. Die passt dann auf, dass ich nicht auseinanderfalle.
Ich finde das anstrengend. Weil alles so schnell ist und so getrieben. Ständig passiert etwas. Man fährt zum Flughafen (oder läßt sich fahren), gibt Karten in Automaten, zeigt Tickets, zieht sich die Schuhe aus und wieder an, setzt sich hin und sehr bald steht man auf und Schlange und im Flugzeug ist auch dauernd was. Und plötzlich ist man ganz wo anders.
Ich habe oft das Gefühl, da kommt ein Teil von mir nicht mit. Der braucht mehr Zeit.
Den Teil habe ich heute irgendwo auf dem Rückflug getroffen und direkt wieder mit nach Hause genommen. Muss jedenfalls so gewesen sein, denn zurück in Hamburg fühlte ich mich wieder ganz.
Morgen geht's wieder in eine andere Stadt. Mit der Bahn diesmal. Da kommt dann nicht nur das Stück Seele mit, sondern auch die Familie. Die passt dann auf, dass ich nicht auseinanderfalle.
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Montag, 3. September 2007
Gut zu wissen ...
zeitnehmer, 18:30h
Sie sind ein Visionär, der über den Tellerrand blickt und ungewöhnliche Ideen entwickelt. Dabei liefern Sie neue Ansätze und Lösungen zu alten Problemen. Daher kommt es manchmal vor, dass Ihre Kollegen Ihre unternehmerische Fantasie und Ihre großartigen Talente nicht gleich erkennen.
Vielleicht werden Sie sogar insgeheim beneidet oder man hält Ihre Ideen für zu unkonventionell. Gegen den Strom zu schwimmen ist eben nicht jedermanns Sache! Deshalb brauchen Sie mehr als alle anderen ein Job, in dem Sie Ihre Stärken ausspielen, sich von der Masse abheben und mit Ihren Ideen brillieren können.
Wenn ich jetzt anders angekreuzt hätte, hätten die dann geschrieben. Sie sind dröge und festgefahren. Hervorragende Grundvoraussetzungen für einen Job in xyz oder als xyz?
An Tagen wie heute wünschte ich mir, ich könnte einfach mal stur etwas runterarbeiten ...
Aber jetzt weiß ich ja woran es liegt.
via tickle
Vielleicht werden Sie sogar insgeheim beneidet oder man hält Ihre Ideen für zu unkonventionell. Gegen den Strom zu schwimmen ist eben nicht jedermanns Sache! Deshalb brauchen Sie mehr als alle anderen ein Job, in dem Sie Ihre Stärken ausspielen, sich von der Masse abheben und mit Ihren Ideen brillieren können.
Wenn ich jetzt anders angekreuzt hätte, hätten die dann geschrieben. Sie sind dröge und festgefahren. Hervorragende Grundvoraussetzungen für einen Job in xyz oder als xyz?
An Tagen wie heute wünschte ich mir, ich könnte einfach mal stur etwas runterarbeiten ...
Aber jetzt weiß ich ja woran es liegt.
via tickle
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Dienstag, 28. August 2007
Keiner zählt mehr
zeitnehmer, 15:20h
Vorauf es ankommt, sagt er mir, vorauf es ankommt musst Du selber wissen. In dir drin, da schlummert was, das will raus. Aber das geht uns allen so. Verstehst Du? Jeder von uns hat da diese Wut, oder Angst oder was weiß ich, schlimme Erinnerungen, Geltungssucht. Das bahnt sich seinen Weg. Der eine singt, der andere tanzt, der dritte schlägt wahllos Passanten zusammen. Weil in jedem von uns ein Feuer brennt und wir ab und an merken, wie unsere Seele Brandblasen kriegt. Dann will es raus. Dann musst du dich hinsetzen und deine Kraft sammeln, um es zu kontrollieren. Damit es dich nicht umwirft, damit du nicht daran erstickst. Auf dich kommt es an.
Keiner zählt mehr.
Keiner zählt mehr.
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Mittwoch, 22. August 2007
SommerSonja
zeitnehmer, 00:04h
Was bleibt von diesem Sommer der schon über zehn Jahre her ist, ist die intensive Erinnerung an ein paar Wochen vollkommener Freiheit und an Sonja.
Ich hatte einen Job der ausreichte, um mir den Kauf von CDs und Konzerttickets zu finanzieren. Für ein paar Bier reichte es auch und mein Studium nahm ich nicht wirklich ernst. Es war der Sommer nach einer langen Beziehung, der Sommer vor der nächsten und der Sommer in dem ich Sonja traf.
Sie war alles was ich sein wollte und in dieser Konsequenz nie war. Sie war wild, sie war direkt und sie war schön. Mein Nachbar pfiff ihr einmal auf der Strasse hinterher, bis er mich neben ihr erkannte und ihm fast die zigarette aus dem Mund fiel. Ich fühlte mich großartig, keine Frage.
Sie kannte die Punks und die Raver, sie war überall zugleich und immer willkommen. Sie nahm mich mit durch Clubs, Bars und Wohnungen. In dieser eigentlich so langweiligen Stadt lernte ich in kürzester Zeit Menschen kennen, vor denen Eltern warnen und über die Zeitschriften Artikel schreiben. Wir hörten Musik, wir tanzten, wir tauschten Bücher, lagen im Gras und sahen dem Rhein zu wie er an uns vorüberzog.
Es war ein Tanz um unsere Gefühle, denn wir wussten jederzeit, dass wir nicht füreinander gemacht waren und wir trotzdem aufpassen mussten.
Sie war eine Betty Blue, ein Wildpferd das nicht gezämt werden kann. Ich schlug die Drogen aus die sie mir anbot und ich hielt Distanz wenn es zu schräg wurde. Ich liess mich nachts aus dem Bett klingeln und machte Tee, um ihren Erzählungen lauschen zu können.
Dann geschah etwas womit ich nicht gerechnet hatte. Sie verliebte sich. In einen anderen. Es tat nicht weh. Ich war erleichtert. Ich freute mich für sie. Und doch raubte es mir eine Illusion, als sie nach wenigen Monaten in die Provinz zog, verheiratet mit einem Büromenschen.
Seit dieser Zeit sehe ich die Facetten in mir klarer. Die unterschiedlichen Bedürfnisse und Gefühlswelten.
Ich weiß noch, wie sie damals zu mir sagte, dass sie mich gerne noch kennen würde, wenn ich über 30 bin. Sie versprach sich viel von mir.
Wir kennen uns nicht mehr. Unsere Leben trudelten auseinander. Und doch frage ich mich ab und an, ob sie wohl zufrieden mit dem Menschen wäre, der ich mittlerweile bin.
Ich hatte einen Job der ausreichte, um mir den Kauf von CDs und Konzerttickets zu finanzieren. Für ein paar Bier reichte es auch und mein Studium nahm ich nicht wirklich ernst. Es war der Sommer nach einer langen Beziehung, der Sommer vor der nächsten und der Sommer in dem ich Sonja traf.
Sie war alles was ich sein wollte und in dieser Konsequenz nie war. Sie war wild, sie war direkt und sie war schön. Mein Nachbar pfiff ihr einmal auf der Strasse hinterher, bis er mich neben ihr erkannte und ihm fast die zigarette aus dem Mund fiel. Ich fühlte mich großartig, keine Frage.
Sie kannte die Punks und die Raver, sie war überall zugleich und immer willkommen. Sie nahm mich mit durch Clubs, Bars und Wohnungen. In dieser eigentlich so langweiligen Stadt lernte ich in kürzester Zeit Menschen kennen, vor denen Eltern warnen und über die Zeitschriften Artikel schreiben. Wir hörten Musik, wir tanzten, wir tauschten Bücher, lagen im Gras und sahen dem Rhein zu wie er an uns vorüberzog.
Es war ein Tanz um unsere Gefühle, denn wir wussten jederzeit, dass wir nicht füreinander gemacht waren und wir trotzdem aufpassen mussten.
Sie war eine Betty Blue, ein Wildpferd das nicht gezämt werden kann. Ich schlug die Drogen aus die sie mir anbot und ich hielt Distanz wenn es zu schräg wurde. Ich liess mich nachts aus dem Bett klingeln und machte Tee, um ihren Erzählungen lauschen zu können.
Dann geschah etwas womit ich nicht gerechnet hatte. Sie verliebte sich. In einen anderen. Es tat nicht weh. Ich war erleichtert. Ich freute mich für sie. Und doch raubte es mir eine Illusion, als sie nach wenigen Monaten in die Provinz zog, verheiratet mit einem Büromenschen.
Seit dieser Zeit sehe ich die Facetten in mir klarer. Die unterschiedlichen Bedürfnisse und Gefühlswelten.
Ich weiß noch, wie sie damals zu mir sagte, dass sie mich gerne noch kennen würde, wenn ich über 30 bin. Sie versprach sich viel von mir.
Wir kennen uns nicht mehr. Unsere Leben trudelten auseinander. Und doch frage ich mich ab und an, ob sie wohl zufrieden mit dem Menschen wäre, der ich mittlerweile bin.
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